Nachdem der Törn 2017 auf eigenem Kiel vom Lauwersmeer bis zu den Loosdrechter Plassen wegen schlechten Wetters nicht geklappt hatte, war ich es mir schuldig, einen Törn zum Catboottreffen noch einmal ohne Trailer zu schaffen. In diesem Jahr sollte das Treffen des niederländischen Catbootclubs auf den Gewässern des Nationalparks Beukelaarder Wielen stattfinden, eines sehr schönen Nationalparks in der Provinz Overijssel in der Nähe von Giethorn. Die Fahrt begann diesmal in Kollum am südlichen Ende des Lauwersmeers, wo sich meine "Triton" noch im Winterlager befand. Um von dort zügig nach Süden zu gelangen wählte ich zunächst einen Teil der die "Lits-Lauwersmeer-Route"bis zum Bergumer Meer. Wegen mehrer fester Brücken ist dieser Abschnitt nur mit gelegtem Mast zu befahren. Also entschloss ich mich, den Mast erst nach dem ersten Tagestörn aufzustellen. Ab Kollum geht es zunächst eine sehr schöne Strecke in westlicher Richtung durch den Nieuwe Swemmer, Petslot, Nieuwe Vaart und Kuikhoornster Vart, welche dann aus Norden ins Bergumer Meer mündet. In Zwarthuisterveen wurde noch einmal voll getankt, bevor dann die letzte feste Brücke durchfahren wurde. Kurz nach der Einfahrt ins Bergumer Meer kreuzt bereits der Prinzess-Margriet-Kanal das Bergumer Meer in west-östlicher Richtung. An diesem Punkt verlasse ich die Lits-Lauwersmeer -Route und biege in den Prinzess-Margriet-Kanaal nach Westen ein. Dieser Abschnitt des PMK wird als Groninger Vaart bezeichnet, dem ich dann bis Bergum folge und steuere zur Übernachtung den Yachthafen Bergumermeer an. Es ist 19:00 Uhr und ich mache am sicheren Liegeplatz fest und stelle dann in Ruhe den Mast auf. Da ich Wanten, Fallen und die Lazy-Jacks bei geklapptem Mast stets angeschlagen lasse, ist stets höchste Konzentration gefragt beim Maststellen und gleichzeitig auf alle Leinen zu achten, dass diese alle klar laufen und sich nicht verhaken oder vertörnen. Aber es klappt gleich beim ersten Versuch ohne Probleme. Das Vostag ist schnell festgesetzt und der Sicherungsbeschlag am Mast festgeschraubt. Nun noch das Segel anschlagen. Den Baum fest montieren, dann die Reihleinen mit den Korallen festbinden und schliesslich noch die Gaffel festzurren. Fallen noch anschlagen, und dann bin ich nach recht kurzer Zeit auch schon fertig- allerdings fix -und fertig. Denn bei 30°C ist das Arbeiten doch sehr schweißtreibend. Aber endlich ist aus "Triton" wieder ein richtiges Segelboot geworden und sie sieht ganz prächtig aus. Ich genieße den Anblick bei einem kühlen Bier. Problematisch wird allerdings die Nacht: Bei Temperaturen über 25°C ist an Schlaf kaum zu denken. Aber in der geräumigen Kajüte meines Catbootes ist es recht gemütlich und auch gut auszuhalten. Am kommenden Morgen starte ich bereits früh um 7 Uhr und fahre weiter auf dem Prinzess-Margriet-Kanal durch die Wijde Ee nach Grouw. Mir begegnen anfangs einige Schubverbände und erst bei Grouw im idyllischen Pikmeer gibt es etwas mehr Sportbootverkehr. Einmal setze ich das Segel, aber der Wind ist einfach zu schwach. Und so berge ich wieder das Segel und starte wieder den Jockel als Vortrieb. Der Kanalabschnitt heisst nun Nieuwe Wetering und führt an Terherne vorbei ins Sneeker Meer. Der Kanal ändert seine Richtung weiter Richtung Süden, aber im Aldhof biege ich dann in die Langwerder Vaart Richtung Langwerder Wielen ab. Vorbei an Bornzwaag geht es in die Scharnster Rijn, einem geradlinig verlaufenden Kanalabschnitt. Die Scharnster Brug macht genau zum richtigen Zeitpunkt auf, und so erreiche ich zum frühen Nachmittag das Tjeukemeer und entschliesse mich nach dieser Tagesetappe in Echtenerbrug zu übernachten. Neben mir liegt eine weitere Seezunge, die Piccola Mia, die ich bereits im letzten Jahr besucht hatte. Leider ist der Eigner diesmal nicht anwesend. Aber es gibt in Echtenerbrug einen sehr schönen Laden am Hafen und man kann im Ort auch ganz gut Essen. Ich besorge noch etwas Proviant für die kommenden Tage. Am nächsten Morgen bin ich pünktlich gegen 8:30h fertig zum Auslaufen und bin somit mit der ersten Brückenöffnung des Tages um 9:00h mit dabei. Zunächst geht es hinter der Brücke vorbei an großen Motorboot Charterflotten südöstlich durch die Pier Christiansleat und die Helomavaart. Bald kommt der Bogen zur Driewegsluis. Der folgende Abschnitt ist wieder sehr schön. Hier gibt es Natur pur: An den Ufern der Kanäle sind zahlreiche brütende Gänse zu sehen. Über mir entdecke ich eine kleine Schar vorbeifliegender Löffelreiher und etwas später sehe ich noch einen großen Schwarm Schnepfen über mich hinwegfliegen. Kurz hinter Ossenzijl biege ich links ab in den Steenwijk-Ossenzijl Kanal und überquere die Grenze zur Provinz Overijssel. Ich nutze einen der idyllisch gelegenen Anlegestege zur Mittagspause. Bevor es weitergeht wechsele ich noch schnell die Gastlandflagge. Die Temperatur ist nicht mehr ganz so hoch wie an den vorangegangenen Tagen, und der Himmel bezieht sich etwas, später beginnt es auch noch zu nieseln. Die Fahrt durch den Kanal Beukers-Steenwijk Richtung Süden ist nicht sehr angenehm: Beide Seiten des Kanals sind mit Spundwänden befestigt, es gibt recht viel Verkehr und alle Wellen werden von einem Ufer zum gegenüberliegenden, hin- und her "reflektiert". Seltsamerweise sind aber ausgerechnet auf diesem Kanalabschnitt recht viele Wochenendurlauber beim Angeln, Schlauchbootfahren und Schwimmen. Ich versteh' es nicht ganz, da es so viele schönere Gewässer in der Nähe gibt. Dann erreiche ich die weiten Gewässer der Beukelakerwijde, ich folge der Betonnung zunächst nach Westen und folge dann den Tonnen nach Süden und steuere auf eine kleine Einfahrt zu. Dort warte ich auf eine Brückenöffnung und schon bin ich im nächsten Gewässer, die Belterwijde. Sumpfdotterblumen und Seerosen säumen hier das Fahrwasser, es ist sehr ruhig und die Landschaft wird immer schöner. Und dann bin ich auch bereits an meinem Ziel, die kleine Belterweide. Ich fahre einen weiten Bogen durch das Gewässer und suche mit dem Fernglas, wo sich evtl. Catboote ausmachen lassen. Aber der Campingplatz "Kleine Belterweide" ist nicht zu übersehen. Bei der Ansteuerung sehe ich bald auch schon Rein, der diesmal mit seinem frisch umgebauten Boot Hillegonda dabei ist. Er weist mir den Liegeplatz zu und hilft mir beim Anlegen meine dicke Triton durch die etwas eng stehenden Pfähle zu drücken. Otto begrüßt mich auch am Steg, wir kennen uns noch nicht, aber er ist frischer Seezungeneigner aus Bayern und wird in den nächsten Tagen auch zu meiner Crew gehören. Im Hafen sind bereits die beiden Oldtimer Novatus und Krümel sowie Twin Peaks, Charlotte 2, sowie der kleine Jager.
Catboottreffen des Catbootclub NL 2018 !
In der Nacht regnet es kräftig und ich sorge mich um das Wetter am Wochenende. Aber allen Bedenken zum Trotz, klart es am nächsten Tag pünktlich auf und es zeigt sich ein wunderschöner blauer Himmel. Am Samstag kommt auch mein zweiter Mitsegler Jasper an Bord, seine Lais ist zum trailern zu schwer. Kurz darauf kommt auch Marius mit seinem niederländischen Oldtimer "Ketje". Er segelt gekonnt fast bis in die Box, und auch die kleine Winkle Brig Kate mit Mies und Barend sind wieder da. Am Samstag geht es durch die Brücke hinaus auf das weite Gewässer der Beukelakerwijde. Die Sonne scheint und es weht auch etwas Wind. Die Flotte der Catboote gibt ein schönes Bild ab auf diesem schönen Segelrevier. Zur Mittagspause suchen wir einen Liegeplatz in der Walengracht. Rasmus ist nun seit 10 Jahren Mitglied im Catbootclub, er gibt eine kleine Ansprache und honoriert die Aktivitäten der Organisatoren sowie die Skipper der teilnehmenden Boote mit einem netten Geschenkchen. Nachdem wir dann wieder zurück im Hafen sind gibt es noch eine Ausfahrt am Abend über das kleine Gewässer der kleinen Belterwijde. Ich wundere mich, warum Triton nicht so recht in Schwung kommen will. Dann entdecke ich, dass ich mit meinem Klappruder am Heck bereits einiges an Wasserpflanzen aufgegabelt habe, na klar: die geben einen schönen Treibanker ab. Das Ruder lässt sich aber einfach nach oben klappen und schon habe ich Triton wieder aus ihren Schlingen befreit. Aber bei schwachem Wind tut sich meine Triton dennoch stets etwas schwerer als einige der anderen Boote. Am Abend gibt es Gegrilltes und viele kulinarische Spezialitäten, welche die Teilnehmer selbst angerichtet haben. Es wird geplaudert, gegessen, getrunken und musiziert bis in die Nacht. Jose präsentiert dann noch einen sehr leckeren Nusskuchen, der sich allgemeiner Beliebtheit erfreut. er schmeckt nicht nur gut zum Kaffee, sondern auch zum Rotwein, zum Weisswein ,... eigentlich zu allem! Ein schöner und erlebnisreicher Segeltag liegt hinter uns. Am nächsten Tag ist ab Mittag bereits Abreisetag. Jasper hatte sich noch am Abend vorher verabschiedet. Ich verabrede, dass ich mich nach der Ausfahrt auf die Belterwijde ab mittags wieder auf den Heimweg mache, da ich noch bis Echtenerbrug kommen möchte. Otto übergebe ich an einem Anleger an die Krümel. Der Anleger eignet sich zwar gut zum Anlegen, aber darauf bewegen erweist sich als recht schwierig. Aber mein Mitsegler Otto schafft den Weg trockenen Fußes bis auf die Krümel. So geht es für mich dann ab 12 Uhr wieder auf die Heimreise.
Rückreise nach Kollum
Der Beukers-Steenwijk Kanal ist heute am Sonntag besonders belebt und es fährt sich recht holperig. Gegen Spätnachmittag erreiche ich wieder Echtenerbrug, wo ich für die Nacht festmache. Am nächsten morgen geht es dann früh los durchs Tjeuke Meer, erreiche zügig die Langwerder Wielen und das Sneeker Meer. Ich möchte mir auf dem Rückweg aus unerfindlichem Grund das Mast legen ersparen und steuere ab Grouw nördlich in den Fahrweg der Staande Mastroute Richtung Leeuwarden ein.
Zäh durch Leeuwarden und der Brückenwärter schläft...
Bis Leeuwarden geht es ganz gut, aber die Zufahrt nach Leeuwarden aus Süden ist leider nicht empfehlenwert. Zwar wurde eine Brücke bereits als Aquadukt umgebaut, aber an der Bahnlinie muss man schon einmal 20-30 Minuten warten. Es gibt leider keinen Hinweis auf die Wartezeit, am besten man zählt die Züge, die nach Leeuwarden einfahren, denn die müssen alle noch auf dem Rückweg abgewartet werden. Endlich ist es soweit und auch die Bahnbrücke öffnet sich. Vor mir sind zwei große Motoryachten unterwegs, die mir ziemlich die Sicht versperren. Nachdem die Staande Mastroute dann nach Nordosten abknickt kommt noch eine Brücke, die hat es aber in sich. Dort steht : zwischen 15 und 17 Uhr kein Betrieb. Ich schau auf die Uhr, es ist 15:10h, so ein Pech. Das ist aber noch nicht alles, es gibt nur einen sehr kurzen Anlegesteg, der schnell von den großen Motorbooten eingenommen wird, ansonsten nur Schrottplätze, Werksanlagen und verottete Anleger mit großen rostigen Bolzen, welche drohend weit nach Bordwänden zu suchen scheinen. Hier bleinbe ich lieber weg. Ich fahre jeden Meter von der letzten Brücke ab nach der Suche nach einem Platz um festmachen: Fehlanzeige, es gibt keinen ! Hier sollte Leeuwarden wirklich etwas dran machen. Erst die lange Wartezeit an der Bahnbrücke, und dann verpasse ich um 10 Minuten die Öffnungszeit der folgenden Brücke und dann gibt es keine Anlegemöglichkeit... hier gibt es Verbesserungsbedarf für Wassertouristen. Endlich aber geht dann um 17 Uhr pünktlich die Brücke auf. Um ja nicht zu spät zu kommen bin ich früh an der Brücke und reihe mich dicht hinter die großen Motorboote ein. Wie sich zeigt, bin ich aber etwas zu dicht. Urplötzlich erscheint an Steuerbord das Schild "Bruggeld 7,- €", Also schnell die Pinne zwischen die Beine geklemmt, schnell bei zügiger Motorfahrt das Portmonnaie gezückt und was ich greifen konnte schnell in den Klompje geworfen. Es waren auf die Schnelle aber nur 2,- statt der angefragten 7€. Ich sehe den Brückenwärter mit grimmiger Miene hektisch ans Telefon springen. Ich dachte: Mal sehen, was jetzt passiert, aber die Bootskolonne bewegt sich dann durch die Innenstadt von Leeuwarden bis in den historischen Festungsgraben. Dort müssen wir recht lange auf die nächste Brücke warten. Dann entdecke ich den Grund: Der Brückenwärter kassiert hier die beiden vor mir fahrenden Motorboote ab, die hatten offenbar auch noch nicht bezahlt, und dann weist er mir einen Platz zu, wo er mir sein Klompje zuschwingt und ich die restlichen 5 € Brückentarif dann noch bezahlen darf. Es ist bald 19 Uhr und möchte an diesem Tag Leeuwarden in jedem Fall noch hinter mir lassen. Da Leeuwarden in diesem Jahr Kulturhauptstadt ist, finden zahlreiche Events statt und die Stadt ist voll mit Besuchern. Vom Wasser aus sind zahlreiche Veranstaltungszelte zu sehen. Die letzte Brücke geht aber nicht auf, und das obwohl es erst 18:45 h ist also 15 Minuten vor Feierabend. Das Motorboot vor mir gibt Signal mit seinem Horn, aber es tut sich nichts und der Motorbootfahrer entschliesst kurzerhand sich in der Stadt zu bleiben. Das kann doch nicht wahr sein, sollte es schon wieder ein Problem geben? Nach so langer Wartezeit vor Leeuwarden sollte ich heute denn gar nicht mehr aus Leeuwarden herauskommen? Etwas verärgert mache ich in der Nähe der Brücke fest und gehe mit energischen Schritten hinauf zum Brückenhäuschen. Ich klopfe an, aber die Tür ist nur angelehnt. Ich drücke die Tür langsam auf, und da sehe ich den Brückenwärter: Auf dem Stuhl, mehr liegend als sitzend und - schlafend! Die Beine auf dem Tisch und auf dem Tisch steht Alkoholisches. Na warte, ich wecke ihn lautstark und bedeute ihm, dass draussen einige Boote auf eine Brückenöffnung warten. Ob er denn nicht die Brücke öffnen möchte? Überrascht , verwirrt und schlaftrunken oder wirklich trunken stottert er etwas von "...sorry en niet gehoort, ...maak ik open..." Ich laufe zurück zum Boot und endlich kann ich an diesem Tag Leeuwarden doch noch hinter mir lassen. Bis zur letzten Brücke war es diesmal ein Abenteuer, insgesamt habe ich für die Durchfahrt durch Leeuwarden damit fast drei Stunden gebraucht!
Der nördlich von Leeuwarden führende Teil der Staande Mastroute entschädigt dann aber wieder und lässt die industriell geprägte südliche Anfahrt schnell vergessen: Der nördliche Teil der Staande Mastroute ist wesentlich schöner als der südliche. Vorbei geht es zunächst an hübschen Häusern und netten Vorgärten bis die Bebauung nachlässt und ich bin wieder in schöner Natur unterwegs. Ich fahre noch ein ganzes Stück und mache in einem der schönsten Örtchen fest, die ich auf meinem Törn neu entdeckt habe: Burdaard. Eine große Mühle ist bereits von weitem zu sehen. Schöne, alten Hausfassaden mit den typischen unterschiedlichen Giebelformen erstecken sich auf beiden Seiten des Kanals durch den gesamten Ort. Es ist 21 Uhr, die Brücke wird heute nicht mehr bedient und so mache ich mitten im Ort fest. Zu Fuß laufe ich hinter die Brücke. Dort ist ein moderner Yachthafen mit guten sanitären Einrichtungen. Ich mache einen ausgedehnten Spaziergang durch dieses wirklich sehenswerte und ruhige Örtchen, hier mitten in und doch abgelegen in Friesland. Zurück falle ich schon bald in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Tag, es ist der letzte Reisetag lasse ich es gemütlich angehen. Nach einem Kaffee und einem kleinen Frühstück an Bord meiner Triton geht es weiter, Dokkum ist schnell erreicht und dann komme ich in die Dokkumer Ee bald schon in heimische Gewässer und erreiche am Nachmittag wieder Kollum.
Mein diesjährigs Fazit:
Catboote sind für Reisen in die niederländischen Binnengewässer einfach ideal! Die Seezunge bereitet richtig Spaß, der Motor läuft wie eine Nähmaschine, sodass auch
längere Kanalabschnitte problemlos möglich sind. Südlich von Leeuwarden ist die "Staande Mastroute" nicht empfehlenswert.
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Gonny en Oby Vossema (Sonntag, 05 August 2018 18:11)
Hallo Peter, eine recht interessante Reise und gut und lesbar geschrieben.
Gruesse, Gonny & Oby